Kommunalwahl in Hessen und das Artensterben
Gemeindewald Rodenbach
Der Rodenbacher Gemeindewald mit einer Fläche von 173 ha sollte dringend weiterentwickelt werden. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und den zunehmenden Hitze- und Trockenperioden ist es aus unserer Sicht dringend notwendig, den Gemeindewald zu stabilisieren und zukünftig besser aufzustellen, um so den Lebensraum für möglichst viele Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.
Der Wald ist extrem wichtig als CO2- und Wasserspeicher und soll natürlich auch weiterhin als Naherholungsgebiet für alle Rodebacherinnen und Rodenbacher dienen.
Auf Basis einer Erhebung aus dem Jahr 2013 besteht der Gemeindewald hauptsächlich aus Kiefern (58 %), Buchen (28 %), Eichen (11%) und Fichten (3 %). Aufgrund der Hitze- und Trockenperioden in den zurückliegenden Jahren hat der Baumbestand deutlich sichtbar gelitten. Die wenigen Fichten beispielsweise sind zum größten Teil abgestorben, aber auch die anderen Baumarten haben einen schweren Stand und der aktuelle Bestand weist deutliche Schäden auf.
Auf Basis eines Ende 2019 gefassten Beschlusses der Gemeindevertretung (einstimmig über alle Parteien) wurde die wirtschaftliche Nutzung vorerst für 5 Jahre bis 31.12.2024 ausgesetzt. Das finden wir, die FDP Fraktion, natürlich sehr gut und haben dies dementsprechend unterstützt. So hat der Wald jetzt die Möglichkeit, sich zu erholen und die wirtschaftliche Nutzung steht nicht mehr im Vordergrund.
Die wirtschaftliche Nutzung, d. h. die „Holzernte“ beschränkt sich damit bis Ende 2024 nur auf Bäume, die entnommen werden können, da sie z. B. nach Sturmschäden umgefallen sind, bereits abgestorben sind oder keine Überlebenschance mehr haben (Wassermangel, Borkenkäfer) oder drohen auf Waldwege zu stürzen. Die Priorität liegt also auf dem Erhalt der Natur, d. h. der Wald wird vorerst sich selbst überlassen und dient vorrangig als Naherholungsgebiet.
In der aktuell gültigen Forsteinrichtung (Leitlinie für die Waldbewirtschaftung im Planungszeitraum von zehn Jahren), die noch unter dem Mitwirken des Hessenforst erstellt wurde, war ursprünglich neben der sogenannten Naturverjüngung auch die Pflanzung von Eichen und Edelkastanien geplant, um den Edelholzanteil zu erhöhen. Leider wurde diesbezüglich fast nichts umgesetzt.
Da die Forsteinrichtung ab dem Jahr 2022 aktualisiert bzw. neu erstellt werden muss, sind wir der Meinung, dass diese dringend überprüft werden sollte. Um aber konkrete Maßnahmen in den verschiedenen Abteilungen des Waldes planen zu können, ist zuerst einmal dringend eine Bestandsanalyse des Waldes notwendig. Nach uns vorliegenden Informationen hat das Umweltamt der Gemeinde Rodenbach diesbezüglich einen Forstingenieur, Herrn Norbert Peter aus Somborn, beaufragt. Das begrüßen wir sehr, da wir mit der fachlichen Unterstützung des Hessenforstes bislang nicht zufrieden waren.
Der Vertrag mit dem Hessenforst wurde u. a. auch aus kartellrechtlichen Gründen (Monopol Holzverkauf) zum 31.12.2022 gekündigt. Auch diese Entscheidung haben wir gerne mitgetragen.
Unserer Meinung nach sollte zukünftig die komplette forstliche Betreuung des Gemeindewaldes aus einer Hand von einem privaten Forstdienstleister durchgeführt werden.
Sobald die Bestandsanalyse vorliegt, möchten wir gerne weitere Maßnahmen und Möglichkeiten mit Herrn Peter besprechen und erneut eine politische Debatte im Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde Rodenbach einleiten (und anführen).
Die FDP Rodenbach hatte bereits im Jahr 2018 einen ersten Antrag zum Thema „Anpflanzung von trockenheitstoleranten Baumarten im Gemeindewald“ gestellt, der jedoch durch den Hessenforst und auch seitens der Gemeinde nicht wirklich, und so wie wir uns das gewünscht hätten, unterstützt wurde. Im Rahmen der Haushaltsberatungen für das Jahr 2021 hat die FDP Fraktion dann einen weiteren, konkreteren Antrag zu diesem Thema gestellt, der dann auch einstimmig angenommen wurde.
Im Haushaltsjahr 2021 sind jetzt 10.000 € für die konkrete Weiterentwicklung des Walds eingeplant. Aufgrund des Klimawandels und den zunehmenden Hitzeperioden im Sommer benötigen wir unserer Meinung nach dringend eine andere Zusammensetzung im Baumbestand d. h. neben der Naturverjüngung (Kiefern, Eichen, Buchen) auch die Ausbringung von anderen trockenheitstoleranten Baumarten. Die Auswahl und Ausbringung geeigneter und möglichst einheimischer (Europäischer) Baumarten wie z. B. Elsbeere, Spitzahorn, Roteiche, Schwarzkiefer, Traubeneiche, Hainbuche, Kastanie oder ggf. sogar etwas exotischer Arten wie z. B. der großen Küstentanne sollte dabei Experten überlassen werden. Im Idealfall wäre dies eine Auswahl der am besten geeigneten Baumarten für den jeweils passenden Waldabschnitt (Abteilung) analog der Empfehlungen eines unabhängigen Fachmanns bzw. dem zuständigen neuen Förster in Abstimmung mit den Besitzern (Gemeindevertreter stellvertretend für alle Rodenbacherinnen und Rodenbacher) und den ortsansässigen Umweltschutzorganisationen (Vogel- und Naturschutzverein Rodenbach e.V. oder der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON)). Das Projekt „Aufforstung mit trockenheitstoleranten Baumarten“ sollte auch wissenschaftlich z. B. von einer Universität oder einer Umweltorganisation begleitet werden. Sollten die 10 T€ für dieses Projekt nicht ausreichend sein, so würde die FDP Rodenbach gerne auch eine Spendenaktion initieren oder unterstützen, um weitere finanzielle Mittel für den Naturschutz im Wald bereitzustellen.
Weitere sinnvolle Maßnahmen, wie z. B. die Pflege und Umgestaltung des Waldrandes, die Weiterentwicklung der angrenzenden Wiesen- und Freiflächen, Definition von Umweltschutz und „Urwaldzonen“, der Abverkauf von nicht abgeholtem Stammholz am Wegesrand, der Ankauf und die Re-Naturisierung von Wald- und angrenzenden Wiesenflächen durch die Gemeinde, sollten ebenfalls diskutiert und nach und nach, vor allem aber zielgerichtet, umgesetzt werden.
Privater Wald Rodenbach
Der private Wald müsste dringend „aufgeräumt“ werden. Damit meinen wir nicht, dass der Wald tatsächlich aufgeräumt (Monokultur) werden soll, sondern dass wir dringend eine Waldreform und eine Neuaufteilung der Grundstücke benötigen, die sich im privaten Besitz befinden. Bedingt durch das Jahrzehntelange Vererben sind viele Grundstücke mittlewereile sehr klein (z. B. 3,5 m mal 80 m) geworden, so dass sich um diese kleinen Einheiten keiner mehr kümmern kann/will. Zudem ist es sehr schwierig, die Grundstücke zu trennen bzw. überhaupt zu finden (Grenzsteine sind teilweise nicht vorhanden). Wir benötigen also dringend eine Wald-Gebietsreform, d. h. alle Grundstücke in einen Pott werfen und dann neu aufteilen, so dass dann zusammenhängende, größere Grundstücke resultieren, die man eindeutig zuordnen und zeitgemäß pflegen kann.
Neubaugebiet südlich der Adolf-Reichwein Straße und Feldflur
Das Neubaugebiet ist seit etwas mehr als 20 Jahren geplant, und die FDP Fraktion hat diesbezüglich bislang alle Entscheidungen mitgetragen. Die Felder auf diesem Gebiet sind unserer Meinung nach fast komplett „tot“ und durch Jahrzehntelanges Überdüngen entstand eine umweltfeindliche Umgebung. Pflanzen – und Tierarten sind in dieser Freifläche nur noch sehr limitiert vertreten.
Sobald die Häuser und Gartenanlagen finalisiert werden, kann es in diesem Bereich Rodenbachs für die Tier- und Pflanzenwelt eigentlich nur besser werden. Nach Abschluss der größten Bauarbeiten wird es in den Gärten endlich wieder Vögel und Insekten geben.
Die FDP setzt hierbei und vor allem, wenn es sich um privates Eigentum handelt, auf Aufklärung und weniger auf Verbote und stark limiterende Vorgaben. Dennoch sollte das Baugebiet möglichst umweltschonend entstehen. D. h. Vorgaben wie der Bau von Zisternen, Förderung von PV-Anlagen und möglichst Energie-effektive Neubauweise, Verwendung von Luft- Wärmepumpen, Erdwärme, möglichst keine Schottergärten, Anpflanzung von mindestens einem Baum im Vorgarten, Verwendung natürlicher Hecken als Sichtschutz sehen wir als sinnvolle Maßnahmen an. Auch wurden im Bebauungsplan diverse Grün-und Freiflächen geplant. Zudem sollte geprüft werden, ob zukünftig auch Nahwärmeversorgung mit erneuerbarer Energie (Holzpellets, Wärmepumpe, BHKW usw.) im Neubaugebiet möglich ist.
Bezüglich der artenarmen Feldflur sollte endlich einmal eine Aufklärungskampagne durch das Umweltamt der Gemeinde Rodenbach erfolgen. Die privaten Besitzer und Pächter, d. h. konkret auch die wenigen noch verbliebenen Landwirte Rodenbachs, sollten konkret mit Verbesserungsvorschlägen angesprochen werden. Falls es die Möglichkeit gibt, Fördermittel für sinnvolle Umweltmaßnahmen zu beantragen, so sollten diese zum Wohle von Pflanzen- und Tierwelt im Feldflur an die Bauern und Eigentümer zur Umsetzung und Finanzierung von Umweltmaßnahmen weitergereicht werden.
Entwicklung Gewerbegebiet Nord
Die Entwicklung weiterer Gewerbeflächen im Gewerbegebiet Nord begrüßen wir sehr und fordern auch seit Jahren eine Reduzierung der Gewerbesteuer.
Bevor es aber zu einem weiteren Ausbau kommt, sollte zuerst einmal die Revitalisierung von Brachflächen im Gewerbegebiet erfolgen. Vor der weiteren Erschließung sollte es zudem eine Zustandserfassung geben. Durch den Ankauf von privaten Grundstücken durch die Gemeinde könnte Wohnmischgebiet in Gewerbegebiet umgewandelt werden, so dass die geplanten Neuflächen reduziert werden könnten. Zudem sollte bei der Erschließung weiterer Flächen mit Augenmaß vorgegangen werden und es sollten auch Naturschutzmaßnahmen berücksichtigt und umgesetzt werden. Wie vorgeschrieben, müssen vor der Umsetzung der Maßnahmen die Meinungen aller Bedenkenträger öffentlichen Rechts eingholt werden.
Blühendes Rodenbach, Re-Naturierung und Wieder- sowie Neubegrünung
Die Aktion „blühendes Rodenbach“ sollte intensiviert werden. Zum Wohle von Insekten und Vögeln sollten weitere Grünstreifen und dauer-blühende Areale angelegt werden. Neben der Begrünung von Dächern (z. B. neues Familienzentrum ROBBE) und Wänden (z. B. Lärmschutzwände am Bahnhof) sollte auch der gezielte Ankauf von Grundstücken durch die Gemeinde intensiviert werden, um mit diesen Naturschutzmaßnahmen einen Ausgleich (Ökopunkte) für andere Baumaßnahmen zu schaffen. Auch die Re-Naturierung des Bachlaufes und der angrenzenden Wiesen des Rodenbachs sollte weitergeführt werden.
Sonstige Maßnahmen zum Naturschutz
- Die Gemeinde Rodenbach sollte sich konkrete Klimaziele definieren und anstreben, zukünftig Klima-neutral zu werden
- CO2 Emmissionen reduzieren und Ausgleich für neue Baumaßnahmen und Flächenversiegelungen schaffen
- Mehr Aktivitäten und zielgerichtete pro-aktive Aktionen des Umweltamtes Rodenbach
- Weiterentwicklung des Rodenbacher Waldes (siehe oben)
- Förderung und Nutzung von erneuerbaren Energien, Bau von Photovoltaik-Anlagen auf allen neuen öffentlichen Gebäuden (neues Feuerwehrgerätehaus) und bei notwendigen Sanierungen (z. B. Bulauhalle)
- Kläranlage Energie-autark aufstellen, Energiegewinnung per Faulturm, Gasverbrennung
- Anreize für Gewerbetreibende schaffen, Gewerbesteuer reduzieren, bevorzugt für Gewerbe, das etwas zum Naturschutz beiträgt, z. B. Nahversorger Oberrodenbach und Unverpacktladen
- Ankauf von Grundstücken (Wiese, Wald) durch die Gemeinde und Re-Naturierung zum Ausgleich für neue Bauvorhaben (und zum Erhalt von Ökopunkten)
- Pro-aktive Aufklärungsarbeit leisten, anstelle von Verboten und strikten Vorgaben z. B. durch Informationsschreiben oder Veröffentlichungen des Umweltamtes im Rodenbach Kurier an alle Bürgerinnen und Bürger (Stichworte: Zisternen, Wassernutzung im Sommer, Anpflanzung von Bäumen, Streuobstwiesen, natürliche Hecken anstelle von Kunststoffsichtschutzzäunen, blühende Gärten und Wiesen zur Verhinderung von Schottergärten.
- Weniger Plastik bei offiziellen Veranstaltungen (z. B. keine Plastikflaschen)
- Weitere Initiativen wie z. B. Müllsammelaktion im Frühling („Sauberhaftes Rodenbach“)